Unternehmertum
Letztes Update: 17.09.2024
Unternehmensformen: Übersicht & Rechtliche Informationen
Letztes Update: 17.09.2024
Wenn man ein Unternehmen gründen möchte, stellt sich zuallererst die Frage, welche Unternehmensform man wählt. Viele Unternehmensformen können schon von vornherein ausgeschlossen werden, während man sich bei anderen tiefer informieren muss, um sicherzugehen, dass es auch die richtige ist. Für welche Unternehmensform man sich entscheidet, hat persönliche, finanzielle und rechtliche Folgen. Nicht zuletzt resultieren daraus, abhängig von der Unternehmensform, unterschiedliche Steuersätze für Unternehmen. Welche Unternehmensformen es gibt, erfährst du hier.
Was sind Unternehmensformen?
Bei der Gründung eines Unternehmens entscheidet man sich für eine Unternehmensform – auch Rechtsform genannt. Sie definiert die rechtliche Strukturierung deines zukünftigen Unternehmens. Die Rechtsformen deutscher Unternehmen müssen auch im Firmennamen genannt werden (Handelsgesetzbuch § 19).
Die Bedeutung der Wahl der Unternehmensformen
Deine gewählte Unternehmensform bestimmt rechtliche Aspekte, die Rolle der Geschäftsführung, der Haftung, die vorgeschriebene Form der Buchführung und vieles mehr. Auch die Besteuerung von Unternehmen in Deutschland und die Verpflichtung zur Firmenregistrierung im Handelsregister hängt von der Rechtsform ab. Dabei hast du bei der Wahl der Unternehmensform Auswahlkriterien, die dir die Entscheidung erleichtern. Frage dich zum Beispiel:
- Von wie vielen Personen soll das Unternehmen gegründet werden?
- Wer soll das Unternehmen leiten?
- Wie viel Eigenkapital kann aufgebracht werden?
- Ist die Gründung des Unternehmens risikoreich?
- Soll die persönliche Haftung beschränkt werden?
- Sollen möglichst wenig Formalitäten bei der Gründung entstehen?
- Soll das Unternehmen eine hohe Kreditwürdigkeit haben?
- Muss eine Eintragung in das Handelsregister erfolgen?
Welche Arten von Unternehmen gibt es?
In Deutschland kannst du zwischen elf Rechtsformen wählen, die alle seine Vor- und Nachteile haben. Zum Beispiel berechnen sich deutsche Unternehmenssteuern unterschiedlich je nach Unternehmensform. Unternehmensformen lassen sich einteilen in Einzelunternehmen, Personengesellschaften sowie Kapitalgesellschaften und Misch- und Sonderformen. Beliebte Unternehmensformen sind zum Beispiel das Einzelunternehmen und die UG. Die gängigsten Formen stellen wir dir im Folgenden kurz vor, damit du, ohne deutsche Unternehmensgesetze zu wälzen, bestens informiert bist.
Einzelunternehmen
Das Einzelunternehmen ist die einfachste Unternehmensform für Gründer und die am häufigsten gewählte Rechtsform in Deutschland. Wie der Name schon sagt, wird das Einzelunternehmen von einer Person gegründet und geführt. Als Einzelunternehmer trägst du die volle Verantwortung und haftest mit deinem gesamten Privatvermögen für die Verbindlichkeiten des Unternehmens. Diese Form ist besonders geeignet für kleine Unternehmen und Freiberufler.
Offene Handelsgesellschaft (OHG)
Die Offene Handelsgesellschaft ist eine Personengesellschaft, die von mindestens zwei Personen gegründet wird. Die Verantwortlichkeiten in der OHG teilst du dir also, wodurch das Risiko geringer wird. Alle Gesellschafter haften gleichermaßen unbeschränkt und persönlich für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft (§ 126 Persönliche Haftung der Gesellschafter). Somit eignet sich die OHG Gründung dann, wenn eine enge Zusammenarbeit der Gesellschafter notwendig ist und diese bereit sind, das Haftungsrisiko gemeinsam zu tragen.
GmbH
Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) ist einer der beliebtesten Unternehmensformen für Startups in Deutschland. Als Gesellschafter haftest du nur beschränkt mit dem eingebrachten Kapital (§ 43 Haftung der Geschäftsführer). Die Gründung einer GmbH ist allerdings nicht ganz günstig, denn dafür ist ein Stammkapital von mindestens 25.000 Euro erforderlich (§ 5 Stammkapital; Geschäftsanteil). Dafür eignet sich die GmbH für Unternehmen jeder Größe und Branche.
Unternehmergesellschaft
Die Unternehmergesellschaft ist eine Sonderform der GmbH und wird auch als „Mini-GmbH“ bezeichnet. Damit hast du gleich zwei Vorteile bei einer Unternehmergesellschaft:
- Du kannst schon mit einem Stammkapital von nur einem Euro eine UG gründen.
- Die UG ist besonders für Gründer mit geringem Startkapital geeignet, die dennoch die Vorteile einer haftungsbeschränkten Gesellschaft nutzen möchten. Denn die Haftung der Gesellschafter ist bei der UG nur auf das eingebrachte Gesellschaftsvermögen beschränkt.
Die Unterschiede einer GmbH und UG liegen also nur im Startkapital.
GmbH & Co. KG
Die GmbH & Co. KG ist eine Mischform aus GmbH und Kommanditgesellschaft (KG) und damit eine Personengesellschaft mit Haftungsbeschränkung. Die Struktur einer GmbH & Co KG ist etwas komplizierter. Sie besteht aus einer GmbH als Komplementär und einem oder mehreren Kommanditisten. Die GmbH übernimmt dabei die Geschäftsführung und haftet unbeschränkt, während die Kommanditisten ausschließlich mit ihrer Einlage haften. Diese Form kombiniert die Vorteile der GmbH und der KG und eignet sich für größere Unternehmen mit mehreren Gesellschaftern. Auch hier muss das GmbH Gründungskapital von 25.000 € eingebracht werden.
Kommanditgesellschaft (KG)
Die Kommanditgesellschaft zählt zu den Personengesellschaften. Sie besteht aus einem oder mehreren persönlich haftenden Gesellschaftern (Komplementären) und mindestens einem Gesellschafter, dessen Haftung der Kommanditgesellschaft auf die Einlage beschränkt ist (Handelsgesetzbuch § 161). Die KG bietet eine flexible Struktur und ist besonders für Unternehmen geeignet, die Kapital von externen Investoren benötigen.
Gesellschaft Bürgerlichen Rechts (GbR)
Ein Vorurteil: Unternehmensgründung in Deutschland ist kompliziert und mit viel Papierkram verbunden. Die GbR ist das perfekte Beispiel, dass dem nicht so ist. Die Gesellschaft Bürgerlichen Rechts ist die einfachste Form einer Personengesellschaft. Mit ihr können Gründer flexibel und unkompliziert ein Unternehmen betreiben, das von mindestens zwei Personen gegründet wurde. Die GbR-Geschäftspartner haften unbeschränkt und persönlich. Sie ist die ideale Unternehmensform für kleinere Projekte und kurzfristige Kooperationen und als einzige Unternehmensform von der Handelsregister-Eintragungspflicht ausgeschlossen (§ 721 Persönliche Haftung der Gesellschafter).
Aktiengesellschaft (AG)
Die Aktiengesellschaft (AG) in Deutschland ist eine Kapitalgesellschaft, deren Grundkapital in Aktien zerlegt ist. Das bedeutet, nicht du haftest im Schadensfall, sondern die Aktionäre mit ihrem eingesetzten Kapital (Aktiengesetz § 1). Eine AG unterliegt strengen gesetzlichen Vorschriften und erfordert ein hohes Maß an organisatorischem Aufwand. Daher eignet sich die AG für große Unternehmen, die Kapital über den Aktienmarkt aufnehmen möchten.
FAQ zu Unternehmensformen
Wie viele Unternehmensformen gibt es in Deutschland?
In Deutschland gibt es elf Unternehmensformen, die sich grob in die Kategorien Einzelunternehmen, Kapitalgesellschaften und Personengesellschaften unterteilen lassen. Personengesellschaften werden übrigens auch oft Gesellschaftsunternehmen genannt. Die Definition eines Gesellschaftsunternehmens ist, dass das Unternehmen von zwei oder mehreren Personen gegründet wurde, unabhängig von der gewählten Rechtsform. Beispiele für solche Unternehmen sind die Unternehmensformen GmbH, GbR und AG.
Welche Art von Unternehmen ist in Deutschland am beliebtesten?
In Deutschland ist das Einzelunternehmen, auch als Ein-Personen-Unternehmen bekannt, die am häufigsten gewählte Unternehmensform. Insbesondere bei kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie Freiberuflern ist das Einzelunternehmen beliebt. Andere beliebte Arten von Unternehmen sind zum Beispiel die GmbH und die UG.
Was ist die einfachste Unternehmensform?
Das Einzelunternehmen gilt als die einfachste Unternehmensform für Gründer. Es erfordert keine speziellen Gründungsformalitäten und kann schnell und unkompliziert ins Leben gerufen werden. Die Haftung bei Einzelunternehmen ist jedoch mit deinem Privatvermögen nicht zu unterschätzen.
Was ist die beste Unternehmensform?
Die ”beste” Unternehmensform gibt es nicht. Die Entscheidungsfaktoren der Unternehmensform hängen von deinen individuellen Bedürfnissen und Zielen als Gründer ab. Für kleine Unternehmen und Einzelpersonen kann das Einzelunternehmen vorteilhaft sein, während größere Unternehmen oft die GmbH oder AG bevorzugen. Aber auch die KG und GmbH & Co KG haben ihre Vorteile. Zum Beispiel haftest du als Kommanditist nicht mit deinem Privatvermögen und die Geschäftsrisiken teilst du mit anderen Gesellschaftern.
Welche Unternehmensform eignet sich am besten für 1 Person?
Für Einzelpersonen eignet sich das Einzelunternehmen oder die Unternehmergesellschaft. Beide Formen ermöglichen eine einfache Gründung und bieten unterschiedliche Haftungsregelungen.
Warum gibt es verschiedene Unternehmensformen?
Die verschiedenen Unternehmensformen bieten Flexibilität und ermöglichen es dir als Unternehmer, die rechtliche Struktur zu wählen, die am besten zu deinen geschäftlichen Zielen passt. Die Unternehmensform wählst du unter anderem am besten auch nach den Haftungsrisiken aus. Möchtest du, dass dein Privatvermögen unangetastet bleibt, wählst du am besten eine Unternehmensform, bei der das Haftungsrisiko auf die Einlage im Unternehmen beschränkt ist.
Welche Arten von Unternehmen sollten in das Handelsregister eingetragen werden?
Kapitalgesellschaften wie die GmbH und die AG sowie bestimmte Personengesellschaften (OHG und KG) sind zur Eintragung ins Handelsregister verpflichtet (Handelsgesetzbuch § 29). Auch Einzelunternehmen, die ein Handelsgewerbe betreiben, müssen sich eintragen lassen.
Welche Unternehmen sind für das Privatvermögen verantwortlich?
Einzelunternehmen und Personengesellschaften wie die GbR und die OHG haften mit dem gesamten Privatvermögen der Gesellschafter. Kapitalgesellschaften wie die GmbH und die AG haften dagegen nur mit dem Gesellschaftsvermögen.
Wird jedes Unternehmen unterschiedlich besteuert?
Ja, die Besteuerung von Unternehmen in Deutschland variiert je nach Unternehmensform (§ 19 Besteuerung der Kleinunternehmer). Einzelunternehmen und Personengesellschaften unterliegen der Einkommensteuer, während Kapitalgesellschaften der Körperschaftsteuer und der Gewerbesteuer unterliegen. Die Kleinunternehmerregelung lässt Unternehmen mit kleinen Umsätzen ein Wahlrecht im Bezug auf die Umsatzsteuer gewährt. Diese Regelung gilt für dich, wenn du im Gründungsjahr weniger als 22.000 Euro Umsatz erzielst. Dann bist du von der Umsatzsteuer befreit.
Durch die Berücksichtigung dieser rechtlichen und steuerlichen Unterschiede können Gründer, die für ihre Bedürfnisse am besten geeignete Unternehmensform wählen und so die Grundlagen für den langfristigen Erfolg ihres Unternehmens legen.