Barrierefreiheitsstärkungsgesetz: Was Onlineshop-Besitzer jetzt wissen müssen

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) ist ein Thema, das in der E-Commerce-Branche zunehmend an Bedeutung gewinnt. Für Onlineshop-Besitzer und E-Commerce-Händler in Deutschland bedeutet es, dass Barrierefreiheit nicht länger nur eine Option, sondern eine gesetzliche Verpflichtung ist.

Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Gesetz, welche Anforderungen stellt es an Ihren Onlineshop, und wie kannst du dich darauf vorbereiten? In diesem Blogbeitrag erklären wir dir alles, was du wissen musst, um deinen Onlineshop barrierefrei zu gestalten.

Was ist das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz?

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) ist ein deutsches Gesetz, das am 28. Juni 2021 in Kraft getreten ist und die EU-Richtlinie 2019/882 über die Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen umsetzt.

Es zielt darauf ab, die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am digitalen und wirtschaftlichen Leben zu fördern. Für Onlineshop-Besitzer ist besonders relevant, dass das Gesetz ab dem 28. Juni 2025 verbindliche Vorgaben für die Barrierefreiheit von E-Commerce-Websites und -Diensten einführt.

Das BFSG betrifft nicht nur Onlineshops, sondern auch andere digitale Dienstleistungen wie Apps oder elektronische Kassensysteme. Ziel ist es, sicherzustellen, dass Menschen mit Behinderungen – sei es durch Seh-, Hör-, Bewegungs- oder kognitive Einschränkungen – uneingeschränkt Zugang zu Produkten und Dienstleistungen haben.

Warum ist das BFSG für Onlineshop-Besitzer wichtig?

Barrierefreiheit ist nicht nur eine gesetzliche Anforderung, sondern auch eine Chance. In Deutschland leben etwa 7,8 Millionen Menschen mit Behinderungen (Statista, 2023). Diese Gruppe stellt eine bedeutende Zielgruppe dar, die durch barrierefreie Onlineshops besser erreicht werden kann. Ein barrierefreier Onlineshop bedeutet:

• Größere Reichweite: Du erschließt eine neue Kundengruppe und erhöhst deine Conversion Rate.
• Bessere Nutzererfahrung: Barrierefreie Websites sind oft intuitiver und benutzerfreundlicher, was allen Nutzern zugutekommt.
• SEO-Vorteile: Viele Maßnahmen zur Barrierefreiheit, wie optimierte Struktur oder Alt-Texte, verbessern auch die Sichtbarkeit in Suchmaschinen wie Google.
• Rechtssicherheit: Die Einhaltung des BFSG schützt vor potenziellen Abmahnungen und Strafen.

Welche Anforderungen stellt das BFSG an Onlineshops?

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz orientiert sich an den international anerkannten WCAG 2.1-Richtlinien (Web Content Accessibility Guidelines) auf Level AA. Diese Richtlinien definieren Standards für die Barrierefreiheit im Web. Für Onlineshop-Besitzer bedeutet das konkret:

1. Wahrnehmbarkeit: Inhalte müssen für alle Nutzer wahrnehmbar sein. Dazu gehören:
   • Alt-Texte für Bilder: Jedes Bild in deinem Onlineshop (z. B. Produktbilder) muss eine textliche Beschreibung haben, die Screenreadern vorliest, was dargestellt wird.
   • Kontraste: Schriftfarben müssen ausreichend Kontrast zum Hintergrund bieten, damit sie auch für Menschen mit Sehbehinderungen lesbar sind.
   • Skalierbarkeit: Texte müssen ohne Verlust der Funktionalität bis zu 200 % vergrößert werden können.
2. Bedienbarkeit: Die Navigation muss für alle zugänglich sein, auch ohne Maus:
   • Tastaturnavigation: Alle Funktionen (z. B. Warenkorb, Suchleiste) müssen über die Tastatur steuerbar sein.
   • Keine Zeitbegrenzungen: Nutzer dürfen nicht durch zeitlich begrenzte Aktionen (z. B. Pop-ups) ausgeschlossen werden.
3. Verständlichkeit: Inhalte müssen klar und verständlich sein:
   • Klare Sprache: Verwende einfache, präzise Formulierungen.
   • Konsistente Navigation: Menüs und Buttons sollten immer an der gleichen Stelle und in gleicher Weise funktionieren.
4. Robustheit: Deine Website muss mit assistiven Technologien kompatibel sein:
   • Screenreader-Kompatibilität: Tools wie JAWS oder NVDA müssen deine Inhalte korrekt interpretieren können.
   • Fehlerfreier Code: HTML- und CSS-Fehler können die Nutzung durch assistive Technologien beeinträchtigen.

Wer ist vom BFSG betroffen?

Das BFSG gilt für alle Unternehmen, die ihre Produkte oder Dienstleistungen in der EU anbieten, unabhängig von ihrer Größe. Das bedeutet, dass sowohl große E-Commerce-Plattformen als auch kleine Onlineshops betroffen sind. Ausnahmen gibt es nur für Kleinunternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern und einem Jahresumsatz oder einer Jahresbilanzsumme von unter zwei Millionen Euro. Doch selbst diese Unternehmen sollten Barrierefreiheit ernst nehmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Wie kannst du deinen Onlineshop barrierefrei gestalten?

Die Umsetzung des BFSG mag auf den ersten Blick komplex erscheinen, aber mit einer strukturierten Herangehensweise ist sie machbar. Hier sind die Schritte, die du als Onlineshop-Besitzer gehen solltest:

1. Bestandsaufnahme: Ist dein Shop bereits barrierefrei?

Führe eine Barrierefreiheitsprüfung durch. Tools wie WAVE, Axe oder Google Lighthouse können Schwachstellen in deine Onlineshop aufdecken. Überprüfe insbesondere:

• Fehlen Alt-Texte bei Produktbildern?
• Ist die Navigation tastaturfreundlich?
• Sind die Farbkontraste ausreichend?

2. Technische Umsetzung

Arbeite mit Entwicklern zusammen, um die WCAG-2.1-Anforderungen umzusetzen. Wichtige Maßnahmen sind:

• Semantisches HTML: Verwende korrekte HTML-Tags (z. B. <nav> für Navigation, <button> für Schaltflächen).
• ARIA-Labels: Diese helfen Screenreadern, interaktive Elemente zu verstehen (z. B. aria-label="Warenkorb öffnen").
• Responsive Design: Stelle sicher, dass deine Website auf allen Geräten (Desktop, Tablet, Smartphone) barrierefrei funktioniert.

3. Schulung deines Teams

Barrierefreiheit ist nicht nur eine technische Aufgabe. Schulen dein Marketing- und Content-Team, damit sie barrierefreie Inhalte erstellen können. Dazu gehören:

• Schreiben von aussagekräftigen Alt-Texten.
• Vermeidung von blinkenden oder flackernden Inhalten, die epileptische Anfälle auslösen könnten.
• Verwendung klarer und einfacher Sprache.

4. Testen mit echten Nutzern

Führe Tests mit Menschen mit Behinderungen durch, um sicherzustellen, dass dein Onlineshop wirklich zugänglich ist. Organisationen wie die Deutsche Behindertenhilfe oder spezialisierte Agenturen können dich dabei unterstützen.

5. Barrierefreiheit als Teil deiner Strategie

Integriere Barrierefreiheit in deine langfristige E-Commerce-Strategie. Regelmäßige Updates und Überprüfungen stellen sicher, dass dein Shop auch bei neuen Inhalten oder Funktionen barrierefrei bleibt.

Vorteile eines barrierefreien Onlineshops

Neben der Erfüllung gesetzlicher Vorgaben bietet ein barrierefreier Onlineshop zahlreiche Vorteile:

• Wettbewerbsvorteil: Viele Onlineshops ignorieren Barrierefreiheit noch. Werde Vorreiter und hebe dich sich ab.
• SEO-Boost: Suchmaschinen belohnen gut strukturierte, zugängliche Websites mit besseren Rankings.
• Kundenzufriedenheit: Eine intuitive und zugängliche Website sorgt für zufriedenere Kunden und höhere Conversion-Raten.
• Positive Markenwahrnehmung: Barrierefreiheit zeigt soziale Verantwortung und stärkt dein Image.

Häufige Fehler und wie Sie sie vermeiden

1. Fehlende Alt-Texte: Produktbilder ohne Beschreibung sind ein häufiger Fehler. Stelle sicher, dass jedes Bild einen prägnanten Alt-Text hat, z. B. „Rotes T-Shirt mit Rundhalskragen“ statt „Bild 1“.
2. Komplexe Navigation: Vereinfache deine Menüstruktur, um die Bedienung zu erleichtern.
3. Ignorieren von mobilen Nutzern: Barrierefreiheit gilt auch für Smartphone-Nutzer. Teste deine mobile Website gründlich.

Fazit: Jetzt handeln und Vorteile nutzen

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz ist eine Herausforderung, aber auch eine Chance für Onlineshop-Besitzer. Indem du deinen Shop barrierefrei gestaltest, erfüllst du nicht nur gesetzliche Anforderungen, sondern erschließt auch neue Kundengruppen, verbesserst deine SEO-Performance und stärkst deine Marke. Starte jetzt mit einer Bestandsaufnahme, setze die WCAG-2.1-Richtlinien um und mache Barrierefreiheit zu einem festen Bestandteil deiner E-Commerce-Strategie.

FAQ Barrierefreiheitsstärkungsgesetz

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) sorgt bei vielen E-Commerce-Händlern für Fragen. Hier beantworten wir die wichtigsten Fragen rund um das BFSG, damit Du als Onlineshop-Besitzer bestens vorbereitet bist.

Ist Barrierefreiheit für Unternehmen ab Juni 2025 Pflicht?

Ja, ab dem 28. Juni 2025 müssen Onlineshops in Deutschland gemäß BFSG barrierefrei sein. Ausnahme: Kleinstunternehmen (<10 Mitarbeiter, <2 Mio. Euro Umsatz). Barrierefreiheit lohnt sich aber für alle, um neue Kunden zu gewinnen.

Was beinhaltet das EU-Gesetz zur Barrierefreiheit 2025?

Die EU-Richtlinie 2019/882 (Basis des BFSG) fordert, dass digitale Dienste wie Onlineshops und Apps barrierefrei sind. Dazu gehören:

• Einhaltung der WCAG 2.1-Richtlinien (Level AA).
• Zugänglichkeit für Menschen mit Seh-, Hör-, Bewegungs- oder kognitiven Einschränkungen.
• Barrierefreie Gestaltung von Websites, Apps und Produkten.

Was ist das deutsche Barrierefreiheitsgesetz 2025?

Das BFSG ist die deutsche Umsetzung der EU-Richtlinie 2019/882. Seit 28. Juni 2021 in Kraft, verpflichtet es ab 28. Juni 2025 Onlineshops, barrierefrei zu sein (WCAG 2.1, Level AA). Ziel: Inklusion für Menschen mit Behinderungen.

Wer kontrolliert die Barrierefreiheit?

Marktüberwachungsbehörden der Bundesländer prüfen die Einhaltung des BFSG. Sie führen Stichproben durch oder reagieren auf Beschwerden.

Was zählt alles zu Barrierefreiheit?

Barrierefreiheit basiert auf den WCAG 2.1-Prinzipien:

• Wahrnehmbarkeit: Alt-Texte für Bilder, ausreichende Kontraste, skalierbare Texte.
• Bedienbarkeit: Tastaturnavigation, keine Zeitlimits.
• Verständlichkeit: Klare Sprache, konsistente Navigation.
• Robustheit: Kompatibilität mit Screenreadern, fehlerfreier Code.

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